Das alljährliche Trainingslager unserer Borussia in Bad Ragaz gehört mittlerweile genauso zu einem gelungenen Sommer, wie Eiscreme und Sonnenbrand. Und wo andere die Sommerpause im Bierkönig auf Mallorca oder im 5-Sterne-Hotel in Ägypten verbringen, machte sich eine kleine, aber wohl ausgesuchte Abordnung der BUS-BORUSSEN auf den Weg in die Schweiz.
Über verschlungene Anreisewege erreichten die verschiedenen Mitglieder dienstagmittags schlussendlich St. Gallen, den Austragungsort des Dortmunder Testspiels gegen den dort beheimateten FC. Um die Zeit bis zum Anpfiff zu überbrücken, besichtigte man den durchaus schmucken Ortskern und fand bereits das ein oder andere viel zu teure Pils.
Gegen Abend machte man sich schlussendlich auf den Weg Richtung Stadion – oder zumindest dem Bau, den der FC St. Gallen probiert dem durchschnittlichen Fußballromantiker dafür zu verkaufen. Ist man in Sachen Kommerzialisierung bereits aus Deutschland einiges gewohnt, machte der erste Eindruck des kybunpark dennoch etwas sprachlos. Ein Verein von 1879, mit dem Anspruch der älteste noch bestehende Club auf europäischem Festland zu sein, bestreitet seine Spiele in einer Arena, die auf dem Dach eines Shoppingcenters gebaut ist. Paradox, was Geld in einer kleineren Liga wie der schweizerischen so alles bewirken kann.
Dennoch halfen das ein oder andere Bier zwischen Tally Weijl und Flying Tiger, den ersten Schock zu verdauen und auch das Wiedersehen mit den befreundeten amiDOs aus der Schweiz stimmte die Reisegruppe auf das Match ein.
Im Stadioninneren überraschte, dass man vom Shoppingwahn im Umfeld wenig bis gar nichts vernehmen konnte, fand man doch ein durchaus schmuckes und modernes Stadion vor. Dennoch wurden wieder einmal die Unterschiede zwischen deutscher und schweizer Fußballkultur sichtbar: Ist es im heimischen Dortmund normal, dass Gruppen das Spiel gemeinsam verfolgen und somit etwas Flexibilität bei der Platzwahl walten lassen, ist dies im geordneten Eidgenossenland noch nicht angekommen. Der inflationäre Gebrauch des Digraphen „CH“ erschwerte die Kommunikation, schlussendlich konnte aber dennoch ein gemeinsamer Platz zum Fußballschauen auf der untersten Betontreppe des Blockaufgangs gefunden werden. Das Spiel sowie die tief stehende Sonne erwärmten gleichermaßen das Fußballherz, konnte die Borussia doch schon zur Pause einen 3:0-Vorsprung feiern. Für den zweiten Durchgang siedelte man in den eigentlich geschlossenen „Gästesteher“ um, der aber mit der vorhandenen Bestuhlung und deutlich erhöhter Bewegungsfreiheit zu überzeugen wusste. Den ungefährdeten 4:1-Erfolg ließ man nach Spielschluss in der Innenstadt ausklingen.
Am folgenden Mittwoch stand das Fanfest unserer Freunde der amiDOs nahe Bad Ragaz auf dem Tagesplan. Nach einigen Anlaufschwierigkeiten am Morgen erreichte man die schmucke Trainingsanlage mit tollem Panoramaausblick, in der die Feier stattfinden sollte. Nach und nach traf man bekannte und neue Gesichter, sowohl aus dem Umkreis als auch aus der Heimat. In Gesellschaft von Teddy de Beer stärkte man sich am Grillbuffet, bevor es an die fußballerische Unterhaltung des Abends ging. Bei Torwand- und Lattenschießen, sowie weiteren Aktivitäten mit Ball wurde wieder einmal sichtbar, das Alkohol Tore schießt und so konnte der Sieger des sportlichen Teils auch mit einer beeindruckenden Trinkfestigkeit überzeugen.
Auch konnten einige Erinnerungslücken der Fahrt mit dem 9-Sitzer zum Pokalspiel nach Augsburg vor einigen Jahren geschlossen werden, erkannten sich die Mitfahrer doch nach einigem Überlegen wieder und schwelgten anschließend in schönen, wenn auch bruchstückhaften Erinnerungen.
Der weitere Abend stand im Zeichen der Pflege von alten und neuen Freundschaften, dem Training von altem und neuem Liedgut und zum Abschluss konnten die Mitglieder die Gastfreundschaft wenigstens etwas zurückzahlen, half man doch beherzt bei der Löschung auf mysteriöser Weise brennender Mülltonnen mit.
Nach kurzer Nacht traf man sich bereits mittags erneut mit den Freunden der amiDOs, wollte man doch dem Training der Lizenzspielermannschaft einen Besuch abstatten. Aber auch der Mannschaft konnte man die Strapazen der vergangenen Tage anmerken, trabte man doch nur etwas über den Platz und lies locker den Ball hin und her laufen.
Um an diesem Tag dennoch etwas mehr fußballerische Unterhaltung zu bekommen, machte sich die Reisegruppe mit zwei Autos im Anschluss auf den Weg ins Nahe Liechtenstein. Nicht nur der geografische Länderpunkt sollte so eingefahren werden, auch der fußballtechnische sollte mit der dort stattfindenden Europaleague-Qualifikation zwischen dem heimischen FC Vaduz und dem ungarischen Videoton FC gesammelt werden. Der 1:0-Erfolg im Hinspiel für den Favoriten und Vizemeister der ungarischen Liga versprach dennoch einen unterhaltsamen Abend, gesellten sich im Rheinpark doch einige bekannte Gesichter des Vorabends dazu. Mit Blick auf die handgezählten elf Ultras des Heimvereins stellte man so die größte Fangruppe auf der Hintertortribüne.
Die erste Hälfte stand im Zeichen eines schönen Grounds mit Blick auf die Berge und guten Fachsimpeleien. Auf dem Feld wurde mangelnde fußballerische Klasse durch harten Einsatz und Laufbereitschaft ausgeglichen und die Heimfans sorgten ebenso für einige Unterhaltung, wurde der gegnerische Torwart beim Abstoß doch von einem innovativen „Ooooohh…Mus**i…Aaahhh“ begleitet.
Im zweiten Durchgang nahm die Sensation dann ihren Lauf, konnte der Außenseiter aus dem Fürstentum doch den Ausgleich markieren. In der Folge warfen die Ungarn alles nach vorne, mussten aber trotz eines alten Bekannten aus der Bundesliga mit Namen Huszti den Gang in die Verlängerung antreten.
Die Sympathien der Dortmunder Abordnung waren nun vollkommen der Heimmannschaft sicher und so konnte man in der 100. Spielminute den 2:0-Siegtreffer bejubeln. Die Spieler des FC hatten sich diesen aber auch redlich erkämpft und es war schön zu sehen, welchen Stellenwert das Weiterkommen für jeden einzelnen auf dem Platz hatte, lies man sich doch minutenlang von den Fans feiern.
Nach Spielende begab man sich auf der Suche nach einem vermeintlich letzten Bier ins Vereinsheim des FC unter der Tribüne. Dort kam man schnell ins Gespräch mit den einheimischen Fans und staunte nicht schlecht, als fast die komplette Mannschaft zum Feiern einkehrte. So verlängerte sich der Aufenthalt in Liechtenstein um einige Pils und gern stand man für Fotos mit den anfragenden Spielern zur Verfügung.
Schön zu sehen, wie nah selbst vermeintlich hochklassiger, europäischer Fußball sein kann. Dem FC Vaduz sei an dieser Stelle viel Erfolg für die anstehende Runde gegen die Eintracht aus Frankfurt gewünscht. Haut sie weg!
Das Trainingslager sollte einfach nicht enden und so begab sich die Reisegruppe spät nachts noch Richtung Mannschaftshotel der Borussia. Dort angekommen fand man schnell Asyl im angeschlossenen Casino, dessen Personal uns trotz Trainingsshorts und Adiletten freundlich willkommen hieß. Im Inneren traf man erneut auf andere Bekannte des Vorabends und so konnte man den Aufenthalt in der Schweiz in geselliger Runde ausklingen lassen.
Zum Schluss noch einige Worte des Dankes. Danke an die Fanabteilung und das Fanprojekt für die Organisation und die guten Gespräche während des Trainingslagers. Danke an unsere alten und neuen Bekannten aus Dortmund für die geselligen Abende. Und das größte DANKE an unsere Freunde von den amiDOs. Danke für die tolle Feier und eure ganze Organisation. Danke für jede Autofahrt und dafür, dass ihr eure Tür für uns geöffnet habt. Danke für die ganzen Übernachtungen auf euren Sofas und für eure Freundschaft. Ihr wisst, ihr seid in Dortmund nicht nur willkommen, sondern auch zuhause. Bis zum nächsten Mal! as