02.03.2024 – Union
Blech statt Eisen
Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin. Leider nicht zum Pokalendspiel. Aber immerhin ging es in die Hauptstadt zum Kultstadion des 1. FC Union Richtung Köpenick zur Alten Försterei.
Mit einem Fassungsvermögen von 22.012 Zuschauern ist es klar, dass nur wenige Tickets für Auswärtsfans zur Verfügung gestellt werden können. Also nahm nur eine kleine Gruppe von uns in dem von uns Busborussen organisierten Gefährt Platz, um begleitet von vielen Gästen gegen 6.30 Uhr Richtung A2 die knapp 500 Kilometer lange Reise in Angriff zu nehmen.
Unterwegs wurden unter anderen die Stadion- und die Stadionumfeld-Ausbaupläne der Berliner diskutiert. Ab September 2024 soll An der Wuhlheide ein neues Clubhaus am Standort des Zeughauses errichtet werden. Außerdem entsteht ein neues Parkhaus mit Außentribüne, eine neue Tiefgarage und eine neue Straßenbahnhaltestelle. Der Umbau des Trainingszentrums der Profis wird bis Sommer 2025 abgeschlossen, die eigentliche Stadionerweiterung im Juli 2025 starten und im Dezember 2026 enden. Während der Saison 2025/26 muss Union aus diesem Grund ins ungeliebte Olympiastadion ausweichen.
Klar, dass der Kultstatus durch die baulichen Veränderungen bröckeln wird, der Charme des etwas anderen Fußballplatzes eingebüßt und das Provisorische von Toilettencontainern oder zusammengezimmerten Wurstbuden dem Einheitsbrei von durchdesignten Stadien wie in Hoffenheim, Mainz, Augsburg oder Freiburg weichen wird. Das ist schade, aber auch nachvollziehbar. Da wäre zum Beispiel die Zuwegung entlang der Wuhle, die in die Spree fliesst. Oder die Treppenanlage Richtung Stehplatztribüne. Von Barrierefreiheit kann da keine Rede sein. Also muss man als Traditionalist in den sauren Apfel beißen und sich der Modernität ein Stück weit öffnen.
Für Union dürften die Pläne zu einer Gratwanderung werden. Der Arbeiterverein, bei dem sich viele Spieler früher parallel in der Eisenverarbeitung verdingten und deshalb mit Stolz den Zusatz „Die Eisernen“ als Ergänzung zum Vereinsnamen führen, kann der Umzug in die Hertha-Spielstätte und der Wandel von Union zu einem normalen Bundesligisten mit all den ungeliebten Vermarktungsideen zur Entseelung führen. Aber das ist Fußballgott sei Dank nicht unser Problem. Wir hatten dafür eins unterwegs mit der Polizei.
Nach dem zweiten Halt auf einem Rastplatz an der alten Grenze zur DDR – Kenner wissen etwas mit dem Begriff Marienborn anzufangen, setzte sich ein paar Kilometer nach der Weiterfahrt ein Fahrzeug der Wachtmeister vor uns und forderten den Bus zum Halt auf. Inspektor Columbo und Oberkommissar Derrick ließen sich aber schnell davon überzeugen, dass wir nichts mit den Sprayer-Attacken am Rastplatz zu schaffen hatten.
So erreichten wir pünktlich das Stadion. Uns begrüßte Berlin mit frühlingshaften Temperaturen und wir feierten nach merkwürdig organisierten Einlasskontrollen im Block unsere Wiedervereinigung mit Busborussen, die privat von der Ostsee aus anreisten oder den Spielplan nutzten, um die Hauptstadt bereits einige Tage vor dem Anpfiff unsicher zu machen.
Mit Spielstart tauchten Rauchtöpfe unsere Tribüne in Gelb. Eine tolle Kulisse für noch tollere Bilder. Nachdem sich der Qualm verzogen hatte, ging das Spiel weiter mit alten Problemen. Abspielfehler, keine Einbindung unseres 9ers, langsamer Spielaufbau, schlampig vorgetragene Konter. Gut, dass die Eisernen zu den Blechernen mutierten und an diesem Tag nicht ihre beste Form fanden. Schönste Szene des Kicks war der Hammer, den Karim Adeyemi kurz vor der Pause vom Schlappen ließ. Die Pille knallte unter die Latte und von dort ins Netz. 1:0 zur Pause. Immerhin.
Die zweiten 45 Minuten schaltete das Terzic-Team wieder in den Verwaltungsmodus, Union kam zu zwei guten Chancen, die Keeper Meyer jedoch vereitelte. Neuzugang Ian Maatsen erlöste uns dann kurz vor dem Ende, nachdem er am Mittelkreis energisch gegen Jovanovic nachsetze, den Ball eroberte und nach einem Alleingang erfolgreich zum 2:0 abschloss.
So machten wir uns gut gelaunt auf die Rückreise, die uns gegen 00.30 Uhr mit drei Punkten, 15 leeren Kisten Bier und etwas Müdigkeit zum Dortmunder Hauptbahnhof führte.
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